Brigitte
Die Idee, mich für eine gerechtere Welt einzusetzen, habe ich schon aus meinem Elternhaus mitbekommen. Dazu kam dann ab den 1980er Jahren das Wissen, dass unser Wohlstand auf der Ausbeutung der Ressourcen der Länder des globalen Südens beruht, und einige Jahre später die diversen ökologischen Krisen. Ich habe mich in verschiedenen Aktivitäten engagiert, die vor allem Druck auf die Politik ausgeübt haben – mit wechselndem Erfolg. Vor allem seit der Jahrtausendwende schien mir, dass in der großen Politik sich immer alles in die für mich falsche Richtung bewegte, und beteiligte mich an den großen globalisierungskritischen Bewegungen.
Mehr und mehr wuchs in mir jedoch der Wunsch, selbst etwas anderes aufzubauen, anstatt gegen die herrschende Politik und das zerstörerische Wirtschaftssystem anzukämpfen. Als ich dann 2009 auf das Thema „Commons“ stieß, eröffnete sich für mich eine neue, vielversprechende, inspirierende Welt – Nutzungsrechte statt Privateigentum, Beitragen statt Tauschen, Orientierung an den Bedürfnissen statt am Profit, Kooperation statt Konkurrenz. In den darauffolgenden Jahren habe ich die Erforschung der Commons und die Weitergabe dieses Wissens zu meiner Lebensaufgabe gemacht – als „freiberufliche Weltverbesserin“. Diese Erfahrungen finden sich auf meiner Webseite. Ich habe dabei viele inspirierende Projekte kennen gelernt, auch ziemlich bald das Mietshäusersyndikat, und habe auch in einigen selbstorganisierten Projekte mitgearbeitet oder solche sogar initiiert.
Später bin ich auf die Permakultur gestoßen, deren ganzheitlicher Zugang mich fasziniert hat und meiner Meinung nach gut mit dem Konzept der Commons vereinbar ist. Mit zunehmender Naturzerstörung wurde mir klar, dass es nicht ausreicht, nichts zu zerstören, sondern dass es um Renaturierung und Regeneration geht. Commoning – Permakultur – Regeneration, das sind die Themen, die mich immer noch umtreiben, und über die ich auch in der „Contraste – Zeitung für Selbstorganisation“ schreibe.
Inzwischen bin ich als Pensionistin glückliche Bezieherin eines bedingungslosen Grundeinkommens und habe die Möglichkeit mir meinen Lebenstraum zu erfüllen: aus der kalten und schneereichen Obersteiermark in das milde Klima des Bolsenasees zu ziehen. Hier stehe ich nun an der Schwelle zu meinem letzten Lebensabschnitt vor der Frage: mich zurückziehen und das Leben genießen oder noch einmal etwas Neues wagen und die Themen, für die ich nach wie vor brenne, miteinander zu verbinden. Dieses Gemeinschaftsprojekt gibt mir die Möglichkeit dazu – und es ist doch schön, auch im Alter noch eine sinnvolle Aufgabe zu haben!