Nachdem ich, Brigitte, Freund*innen am Bolsenasee schon einige Male besucht hatte, erfuhr ich vor etwa einem Jahr von ihrer Absicht, dort ein Haus zu kaufen um gemeinsam zu wohnen. Wir hatten uns alle bereits viele Jahre mit dem Thema beschäftigt, ich habe auch in Österreich in einem Hausprojekt gewohnt und schon lange den Wunsch, weiter im Süden zu wohnen. Das schien mir eine gute Gelegenheit zu sein, beides zu verbinden. Es gab damals ein Haus in Gradoli zum Verkauf und auch Kontakte zu einem der Besitzer. Recht bald war ein Mietvertrag für ein Jahr mit Kaufoption ausgehandelt (er wurde dann aber doch nicht realisiert). Also kam ich im Frühjahr 2024 nach Italien, um das Haus zu sehen und alle Menschen der Gruppe kennenzulernen.
Das Problem war, dass das Haus, das wir kaufen wollten, sieben Erben gehörte, die sich nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen konnten, sodass wir dieser Plan aufgeben mussten. Wir arbeiteten aber in den nächsten Wochen und Monaten daran, eine Vision für unser Projekt zu entwickeln und unsere Vorstellungen vom Zusammenleben abzugleichen. In dieser Zeit kristallisierte sich heraus, dass einige der Gruppe doch andere Pläne hatten, schließlich blieben wir drei: Jana, Hannes, Brigitte. Bei einem gemeinsamen Wochenende in Sankt Radegund haben wir dann auch den Namen gefunden: Casa Egeria (1). Seit Oktober wohnen wir nun alle drei in einer Wohnung im Zentrum von Bolsena in einer WG – schon einmal ein Beginn des gemeinsamen Lebens.
Vernetzung
Für uns war von Anfang an klar, dass wir das Haus nicht als Privateigentum erwerben wollten, sondern eine Eigentumsform finden wollten, bei der das Haus dauerhaft für gemeinschaftliches Wohnen verfügbar bleibt. Bei den diesbezüglichen Erkundungen sind wir darauf gestoßen, dass gerade eine Gruppe meist junger Menschen sich daran machte, das Konzept des Mietshäusersyndikats von Deutschland nach Italien zu übertragen. Wir haben uns dieser Gruppe angeschlossen und waren Ende Juli bei der Gründungsversammlung des Comitato Abitare Bene Comune dabei.
Im Herbst stand dann ein neues Haus zum Verkauf, das alle Voraussetzungen für unser Wünsche nach gemeinsamem Wohnen einerseits und Land zum Pflegen andererseits erfüllt. Es ist allerdings deutlich größer als das erste, das heißt, wir brauchen mehr Menschen, damit wir es gut bespielen können. Wir haben guten Kontakt zu den Vorbesitzern, zwei Norwegern, und hoffen, dass wir es schaffen, auch hier einen Mietkaufvertrag zu erreichen, sodass wir noch ein Jahr Zeit hätten, Mitbewohner*innen und Geldgeber*innen zu finden. Daran arbeiten wir gerade.
Sizilien
Wir waren aber auch auf Reisen, nämlich nach Sizilien zum Fest der Galline Felici. Das ist eine Kooperative von Landwirt*innen, die hauptsächlich Südfrüchte verkaufen und zwar wieder hauptsächlich an Einkaufsgruppen, die auf Italienisch GAS heißen – gruppo acquisto solidale – solidarische Einkaufsgruppen. Das ist so etwas Ähnliches wie Foodcoops bei uns. Und das ist auch der Zusammenhang mit unserem Projekt. Wir wollen ja gerne mit regionalen Netzwerken zusammenarbeiten und möglichst bei Erzeugern einkaufen. Daher sind wir auch Teil der GAS am Bolsenasee und über diese Gruppe sind wir zu dem Fest gefahren. Wir haben dort Höfe besucht, interessante Menschen kennen gelernt und Früchte gesehen, die wir noch nicht gekannt hatten – und zum Beispiel auch gelernt, wie Bananen blühen.
Dann gab es noch das Fest mir verschiedenen Workshops, Diskussions- und Info-Veranstaltungen, Spielen und Musik. Über die Geschichte der Galline und ihre Arbeitsweise findet ihr hier noch einen informativen Text.
Nachdem wir unsere Webseite nun fertig gestellt haben, geht es weiter mit Gesprächen, Vernetzung, Menschen kennen lernen …
(1) Warum Casa Egeria? – Egeria war die Göttin der Wasserquellen in der etrustkischen und römischen Mythologie. Sie galt als weissagende Geburtsgöttin, die dafür verantwortlich war, dass Kinder in den Fluss des Lebens kamen. Gilt vielleicht auch für Ideen oder Visionen im Land der alten Etrusker 😉 ? Außerdem war sie die Geliebte des Königs von Rom, Numa Pompilius, der auf ihren Rat hin eine aktive Friedenspolitik betrieb.